Quod decet? Diese Frage stellt sich in jeder rhetorischen Situation, in der ein Orator seinem Anliegen durch eine Rede Geltung beim Rezipienten verschaffen möchte. Angemessenheit ist eine genuin rhetorische Kategorie und dennoch ist das Postulat der Angemessenheit bislang kaum Gegenstand moderner Rhetorikforschung geworden. Das Konzept der Angemessenheit stellt die rhetorische Theorie vor ein Problem, da es erstens mehrere Begriffe dafür gibt (aptum, prepon, decorum), die durch Übersetzung vom Altgriechischen ins Lateinische tradiert worden sind. Zweitens hat sich die Angemessenheit über die Jahrhunderte hinweg als interdisziplinäres Thema erwiesen, dessen ephemeres Wesen in der Theorie der Rhetorik nicht leicht zu fassen ist. Umso wichtiger ist deshalb eine für das „digitale Heute“ festgelegte Bestimmung von prepon/decorum in der Rhetorik, muss sich die Rhetorik doch in der Auseinandersetzung zwischen dem Ideal des rationalen Argumentierens und den rhetorischen Effizienzansprüchen auch heute noch behaupten.

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