Im Rahmen des persuasiven Kommunikationsmodus ist das decorum zugleich Kriterium und Prinzip erfolgreichen, d. h. interaktiv-kooperativen Kommunizierens. Es ist Kriterium, da es als Garant für einen angemessenen linguistischen Code fungiert, und Prinzip in seiner Funktion als ethische Handlungsnorm. Beides zusammen ist Voraussetzung für einen erfolgreichen Sprechakt. (S. 227f.)
Das decorum wird nicht als konkret vordefinierte Urnorm für jede rhetorische Situation verstanden, sondern es muss jeweils neu situativ bestimmt werden. Infolgedessen weist es zwangsweise eine relationale Qualität auf, die sich aus der Situation und dem Urteil des Rezipienten ergibt. (S. 253f.)
Decorum wird als Teil der Rhetorik im Sinne eines zivilen Ethos zur ethischen Abgrenzung gegenüber Manipulation und Propaganda begriffen. (S. 255)