Aristoteles, Russell oder Quine beschäftigten sich mit der Bedeutungstheorie und der philosophischen Verwendung des Begriffes von Ambiguität in der Logik, doch es war der deutsche Mathematiker Gottlob Frege, dessen einzigartiges Verständnis von Zeichen als Sinn (die Art des Gegebenseins) und Bedeutung (das Bezeichnete) den Weg in der frühen modernen Philosophie ebnen sollte, um eine besondere Art von Ambiguität zu definieren: die lexikalische Ambiguität. In diesem Artikel sollen das Wesen von Ambiguität, das Dilemma, das Ambiguität als linguistisches Phänomen für die Logik darstellt und die verschiedenen Arten von Ambiguität aufgezeigt werden.

Ambiguität ist ein der natürlichen Sprache inhärentes Phänomen, wenn ein Wort oder Satz mehr als eine bestimmte Bedeutung haben kann. Dies beinhaltet, dass verschiedene, jedoch gleichwertige Deutungen eines Wortes möglich sind. Woher weiß man, welche Deutung ein bestimmtes Argument impliziert? Wenn die Bedeutung einer Behauptung nicht klar ist, ist ebenso unklar, worüber genau eigentlich diskutiert wird. Dies wiederum kann dann einen Gedankenfehler zur Folge haben, außer der Kontext macht das Argument eindeutig. Wenn Sätze innerhalb eines Argumentes vieldeutig sind, worauf genau bezieht sich die Ambiguität dann? Als Frege1 an einer Zahlentheorie als einer logischen Untersuchung arbeitete, sah er sich gezwungen, begriffliche Neuheiten einzuführen, um den Schwierigkeiten zu begegnen, die aus der Namensgleichheit von Namen, Zeichen und Objekten hervorgerufen werden. Aus diesem Grund unterschied er “Sinn” (Intension) von “Bedeutung”(Extension). Die Intension eines Begriffes bezeichnet den inwendigen Inhalt eines Begriffes. Es umfasst die Attribute, Eigenschaften oder die Qualität eines Begriffes, die in seiner Definition konnotiert sind. Die Extension eines Begriffes ist ein Satz an Dingen oder eine Kategorie von Dingen, auf welche sich der bezeichnete Begriff bezieht und sich erstreckt. Es beschreibt den Umfang, in welchem der Begriff in der Welt verwendet werden kann. Folglich bezieht sich Ambiguität auf die Intension eines Wortes oder Satzes, auf dessen notwenige und zureichende Bedingungen, die den Anwendungsbereich eines Begriffes festlegen.

Es gibt verschiedene Arten von Ambiguität: strukturelle/syntaktische, lexikalische, aufgrund uneindeutigen Bezuges von Personalpronomen beispielsweise, pragmatische und phonologische Ambiguität. “She is an Englisch teacher” könnte entweder bedeuten, dass sie Englisch unterrichtet oder dass sie aus England stammt. Lexikalische Ambiguität entsteht, wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat, wie “Bank”, was zum einen ein Geldinstitut oder eine Sitzgelegenheit bezeichnen kann. Dann gibt es Ambiguität durch uneindeutige Bezüge innerhalb eines Satzes, wenn nicht klar ist, auf welchen Namen sich ein Pronomen bezieht. Pragmatische Ambiguität taucht auf, wenn ein Satz zu verschiedenen Sprechakten verwendet werden kann und es gibt sogar phonologische Ambiguität, die aus der ähnlichen Aussprache resultiert, so dass das gemeinte Wort akustisch nicht eindeutig erkannt werden kann.

Ambiguität ist ein Mangel an Klarheit, der die Bestimmung des Wahrheitsgehaltes einer Behauptung erschwert. Logische Aussagen sind eindeutig und folglich ist die Ambiguität ein wirkliches Hindernis für die Logik, während sie für die Rhetorik dagegen einen Schatz an persuasiven Möglichkeiten bietet. Die durch die Ambiguität ausgelöste Unsicherheit schafft den Raum für Persuasion.

Bin ich's denn wirklich, den ihr Vorwurf schmält?

Ward sie vielleicht im Traum mit mir vermählt?

Hab' ich im Schlaf dies alles nur gehört?

Was für ein Wahn hat Aug' und Ohr betört?

Bis ich den sichern Zweifel klar erkannt,

Biet' ich dem dargebotnen Trug die Hand.

Shakespeare: Komödie der Irrungen, II, 2.


1 Gottlob Frege (1892): ‘Über Sinn und Bedeutung’, Zeitschrift für Philosophie und philosophische Kritik, 100, S. 25-50. Aufgrund von Freges begrifflicher Grundlagenarbeit (wie die Einführung von “Quantifikatoren”) ist er heute als einer der Begründer der modernen Logik bekannt.