Mein jugendlicher Neffe erzählte mir kürzlich von einer amerikanischen Serie (Breaking Bad), in der ein an Lungenkrebs erkrankter Chemielehrer aus Not zum Drogenhändler wird. Er schilderte dann den anschließenden, flapsigen Gedankenaustausch mit seinem Freund bezüglich konträrer Lebensentwürfe.

So fragte er sich, welchen Sinn es mache, brav zu ackern anstatt den unehrenhaften Weg zu gehen und einfach Drogen zu verkaufen und reich zu werden, auch wenn diese Handlung anderen schade? Als erstrebenswertes Ziel des Lebens wurde diesen Jugendlichen offenbar vermittelt, Karriere zu machen und viel Geld zu verdienen, wird doch das Schul- und Arbeitsleben vom Leistungsgedanken geprägt. Eine gute Ausbildung ist die Basis und anstrengende Arbeit eine als selbstverständlich akzeptierte Folge. Ob am Ende eine Belohnung winkt, ist dabei nicht ausgemacht. Warum also nicht einen einfacheren Weg gehen? Die frei geäußerten Gedanken der beiden Jugendlichen spiegeln diesen Konflikt. Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie, unter der gerade Heranwachsende besonders gelitten haben, ist solch fatalistisches Denken nachvollziehbar.

Doch dann brachte mein Neffe einen weiteren Aspekt ein: die ethische Verantwortung vor Gott. Was, wenn ich zwar hier auf Erden nur nach meinem Interesse ohne Rücksicht auf andere handle, aber im Jenseits Gott Rede und Antwort stehen muss? Was, wenn ich bewusst kein gutes Leben nach dem Vorbild Jesu geführt habe? Was passiert dann?

Ich erzählte ihm vom Philosophen, Mathematiker und Physiker Blaise Pascal (1623-1662), der in seiner berühmt gewordenen “Wette” mit logischen Schlüssen in seinen Pensées sur la religion (Nr. 418) darlegt, warum es besser ist, an Gott zu glauben als nicht an ihn zu glauben:

„Wenn Gott nicht existiert, wird man nichts verlieren, wenn man an ihn glaubt, während wenn er wirklich existiert, man alles verlieren wird, wenn man nicht an ihn glaubt.”

Nach Pascal stellen sich folgende Möglichkeiten dar:

Gott existiert nicht, der Mensch glaubt an ihn, verliert jedoch durch seinen Glauben nichts.

Gott existiert, der Mensch glaubt nicht an ihn und wird dadurch alles verlieren, weil ihm nun ein Leben in der Hölle droht.

Gott existiert, der Mensch glaubt an ihn und das ewige Leben im Himmel wartet.

Konklusion: Es ist rational, (weil klug,) an Gott zu glauben.

Nach Pascal ist es unvermeidlich, eine Wahl zu treffen zwischen Glauben an Gott und Nicht-Glauben und er erörtert logisch rational, warum es klug ist, an Gott zu glauben. Es geht also nicht um die Wahrheit, sondern um die Klugheit. Es ist somit kein eigentlicher Gottesbeweis, doch eine praktische Handlungsmaxime, die auf rationalen Gründen beruht. Wofür auch immer man sich entscheidet, es ist die Wahl des Menschen qua ratio, die ihn zu dem macht, der er ist. Sich dessen bewusst zu sein, ist klug. Welchen Lebensentwurf ich folglich wähle, wie ich mich anderen Menschen gegenüber verhalte, ob ich dies vor mir selbst als innerem Richter oder vor Gott verantworten muss, sind wesentliche Entscheidungen, die das Selbst prägen werden. Dies zu diskutieren und sich selbst zu hinterfragen, ist Teil der eigenen Selbsterziehung und Selbstwerdung. Meinen interessierten Neffen auf diesem Weg zu begleiten und Anteil daran zu haben, erfüllt mich mit großer Freude und lehrt mich neue Sichtweisen.